Bier richtig verkosten und probieren

Um ein Bier richtig zu verkosten und alle sinnlichen Eindrücke aufnehmen zu können, empfiehlt es sich eine bestimmte Reihenfolge in der Art des Biertrinkens einzuhalten. Mach’ es wie die Bier-Profis und folge unserer kleinen Anleitung, damit Du alle Eindrücke über das Bier zu einem Gesamtbild von dem Bier zusammenbringen kannst. Schnell wirst Du bestimmte Bierfarben, Bieraromen und Biergeschmackskomponenten bestimmen und auch wiedererkennen können.

Die Voraussetzung, um Bier richtig zu verkosten und probieren zu können, sind folgende:

  • Das Bier hat die richtige Temperatur
  • Das Bier ist richtig eingeschenkt
  • Das Bier wird in der richtigen Glasform serviert
  • Das Bierglas ist sauber und fettfrei

Weitere Informationen, wie Du Bier richtig ins Glas bringst, findest Du unter Bier richtig einschenken. Falls Du nicht glauben willst, dass Bier aus unterschiedlichen Gläsern anders schmeckt, empfehlen wir eine Bier-Verkostung mit drei prinzipiell unterschiedlichen Biergläsern, wie beispielsweise einem Pilsglas, einem Sektglas und einem bauchigen Bierkelch. Führe alle drei folgenden Schritte aus mit demselben Bier aus und entdecke, wie Aromen sich in Glasformen unterschiedlich entwickeln.

Es warten bis zu 20 Farbdifferenzierungen in der Farbkodierung für Bier mit EBC- oder SRM-Werten auf Dich, der Schaum wird dabei differenziert und auch die Spuren, die ein Bier im Glas hinterlässt, sind interessant. Bis zu 8000 Aromen kannst Du finden und entsprechend viele Geschmackskombinationen lassen sich entdecken.

1. Bier ansehen

Gut, stelle also sicher, dass Du mit dem Ansehen des Bieres beginnst. Beobachte die Stabilität des Schaums und die Größe der mit Gas gefüllten Blasen im Schaum. Generell gilt, dass die Stabilität des Schaums von der Verwendung der Hopfensorten und von dem Reifegrad des Bieres abhängig ist. Dann halte das Glas mit dem Bier so gegen das Licht auf die Höhe Deiner Augen und prüfe die Klarheit des Bieres. Klare Biere sind in der Regel gefiltert, sodass Schwebstoffe und Hefen nicht ins Bier gelangen. Trübe Biere enthalten zumeist Hefekulturen, was darauf hinweist, dass das Bier ungefiltert abgefüllt wurde oder für eine Flaschennachgärung zusätzliche Hefe beigegeben wurde. Generell sind die meisten untergärigen Biere eher klar, bei obergärigen Bieren entscheidet der Brauer, ob das Bier noch in der Flasche weitergären soll. Im Craft-Beer-Bereich hat es sich eingebürgert, dass oft ungefilterte Biere die volle Komplexität der Geschmacks- und Aromakomponenten beinhalten soll und deswegen oft ungefiltert bleibt.

Beispiele:

weißgelb, golden, bernsteinfarben, rot, braun, schwarz
klar, trübe, wolkig, stark getrübt
Bierspuren, lebhaft, einladend, schaumig, cremig

2. Bier riechen

Nun rieche am Bier. Gib Deinem Bierglas einen kreisenden Schwung und schwenke es kreisförmig, da dadurch die flüchtigen Aromen freigesetzt werden. Nimm die verschiedenen Gerüche wahr, indem Du Deine Nase ins Glas hältst. Dabei atmest Du tief bei geöffnetem Mund durch die Nase ein und später auch nur durch den Mund, so kommen alle olfaktorischen Informationen aus dem Bier bei Dir an.
Malz und Getreide, erkennst Du an dem Duft von Getreide, Trockenfrüchten, Kaffeebohnen, Keksen, Schokolade, Karamell, Toffee und Raucharomen.
Hopfensorten sorgen für die Noten von Früchten, Gewürzen, Harz (Pinie, Kiefer), Pfeffer, Zitrusfrüchten, Kräutern und Blüten. Auch die Hefen können durch den entstehenden Ester bei der Gärung besondere Gerüche beisteuern: tropische Früchte, Aprikose oder Banane oder einen hefespezifischen Geruch (beispielsweise bei der Hefe der Trappistenbiere). Darüber hinaus sorgen die wilden Hefen für spezielle Aromen, wie kräftig-erdige oder süßsäuerliche Noten beispielsweise bei den Lambic- und Gueuze-Bieren. Auch vorhandene Hefen aus alten Weinfässern, die zur Lagerung von Bieren verwendet werden, fügen bekannte Aromen aus dem Weinbereich hinzu. Und natürlich hat die Lagerung und Reifung in Holzfässern Auswirkungen auf das Aroma und gibt dort seine natürlichen Holznoten hinzu. Besonders in Belgien wird beim Bierbrauen auch mit Gewürzen gearbeitet, die als Bier-Aromen deutlich erkennbar sind: Koriander, Orangenschale oder Kräuter.


3. Bier schmecken

Tausende von Geschmacksknospen auf der Zunge erfassen die Grundgeschmäcker salzig, süß, bitter, sauer und umami und zusätzlich kommen auch die Aromen mit einer Vielfalt von bis zu 8000 Möglichkeiten hinzu. Beim Verkosten von Bier muss, anders als beim Wein (wo beim Verkosten der Wein wieder ausgespuckt werden kann), das Bier auf jeden Fall heruntergeschluckt werden, da manche Aromen oder auch typische Schärfen erst im Rachenendbereich fühlbar werden. Beim Schmecken von Bier ist es wichtig, dass es nun eine etwas höhere Temperatur als beim Einschenken angenommen hat, denn dann können sich die Bieraromen im Mund besser entfalten. Das Bier wandert dabei durch den Mund am Gaumen vorbei und nach dem Schlucken vom Bier wird einmal ausgeatmet. Manche Bierspezialisten nehmen dabei auch nur einen kleinen Schluck Bier und nehmen währenddessen noch etwas zusätzlichen Sauerstoff in den Mund. Nachdem das Bier einmal durch den Mund gerollt wurde, indem sie die Lippen öffnen und ein klein wenig Luft nachziehen, um damit das Bier ein zweites Mal durch den Mund zu bewegen, bevor es geschluckt wird.

Antrunk des Bieres

Lass uns jetzt das Bier kosten. Nimm einen Schluck und konzentriere Dich auf Geschmack, Aroma und die Konsistenz des Bieres. Lasse dabei das Bier von vorne nach hinten über die Zunge fließen und versuche die verschiedenen Aromen zu unterscheiden. Lass den Schluck im Mund verweilen und suche nach Geschmacks- und Geruchserinnerungen von Aromen, die Du kennst. Die ersten Aromen, die Dir in den Sinn kommen, werden oft auch als Antrunk bezeichnet, da sie manchmal nur beim ersten Schluck rauszuschmecken sind. Einige Biere entfalten gleich zu Beginn fruchtige, bittere oder Aromen von geröstetem Kaffee, Karamell und Schokolade. Wenn Du runterschluckst, dann können sich am Ende des Schluckes erneut weitere Aromen und Geschmacksstoffe dazu gesellen. 

2. Schluck Bier

Ob ein Bier gut ausbalanciert ist, findest Du meist erst im zweiten Schluck heraus, denn nun vermengen sich die Geschmackseindrücke des Bieres zu einer schönen Reihenfolge, wo gegensätzliche Aromen sich auch ergänzen können. Süße Bieraromen ergänzen fruchtige Säure und werden mit einem Hauch Bitterkeit oder auch Schärfe aufgepimpt.

Textur des Bieres

Neben dem Geschmack ist auch die Textur von Interesse. Beim ersten Schluck ist interessant, wie sich das Bier im Mund anfühlt. Ist es dünnflüssig, weich, cremig, ölig oder sprudelt es stark. Auch die Zahl der Gasbläschen und deren Größe sind ein wichtiger Eindruck: Prickeln die Bläschen wie Sekt oder fließt das Bier ölig durch den Mund? Dadurch nimmt der Mund die Aromen anders wahr und die Geschmäcker des Bieres entfalten sich in einem anderen Tempo im Mundraum.

Abgang des Bieres

Der Geschmack, der am Endes des Schluckes übrig bleibt, wird auch Abgang genannt. Der letzte Eindruck eines Bieres kann von den anderen Aromen deutlich abweichen. Ist es bitter? Oder trocken? Interessant dabei ist auch, wie lange dieser letzte Geschmackseindruck des Bieres im Mund verweilt. Ist der Nachklang lang anhaltend oder kurz und abrupt?

Gesamteindruck des Bieres

Der Gesamteindruck fasst die wesentlichen Aromen- und Geschmackseindrücke des Bieres zusammen und damit wird auch oft klar zu welcher Bierart ein Bier gehört oder zu welchem Essen ein Bier passen könnte.

Verkostungsnotizen zu Bier

Bier-Tagebuch

Die einfachste Art selber Notizen zu den eigenen Bierverkostungen zu machen ist sie einfach in einer Art Bier-Verkostungen-Tagebuch einzutragen und selber Sternchen für die Beliebtheit des Bieres zu gehen.

Geschmacksschulung

Du wirst merken, dass Deine Geschmackssinne dabei eine regelrechte Geschmacksschulung erfahren und Du dieselben Biere nach dem Trinken von vielen anderen und unterschiedlichen Bieren neu und anders bewerten wirst.